Sechster Sonntag im Jahreskreis
Tagesgebet
Gott, du liebst deine Geschöpfe,
und es ist deine Freude,
bei den Menschen zu wohnen.
Gib uns ein neues und reines Herz,
das bereit ist, dich aufzunehmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Mk 1, 40-45)
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen.
Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein!
Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat –
ihnen zum Zeugnis.
Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.
Impuls unseres Diakons Jürgen Rottloff
Liebe Schwestern und Brüder,
wer ist schon gerne krank? Krankheiten sind nichts Schönes, sie beeinträchtigen unser Leben und wir werden dadurch in unserer persönlichen Entwicklung eingeschränkt. Krankheiten lähmen unser Leben und einige versetzten uns auch in Angst und führen eventuell zum Tod.
Wenn wir im Internet unter Wikipedia nachschauen, heißt es: „Krankheit, teils synonym mit Gebrechen, ist ein Zustand verminderter Leistungsfähigkeit, der auf Funktionsstörungen von einem oder mehreren Organen, der Psyche oder des gesamten Organismus eines Lebewesens beruht. Diese Störungen werden ihrerseits wahrscheinlich immer durch strukturelle Veränderungen von Zellen und Geweben hervorgerufen.“
Weiter heißt es: „Das Wort Krankheit kommt aus dem mittelhochdeutschen und bedeutet ursprünglich vor allem ‚Schwäche‘ oder ‚Schwachheit‘. Der Mensch ist schwach, kraftlos, hinfällig, geschwächt.“
Wer krank ist, ist geschwächt. Dem fehlt die Kraft seiner täglichen Arbeit nachzugehen. Hat jemand eine ‚ansteckende‘ Krankheit, wird er isoliert und von den anderen ferngehalten.
Im Sonntagsevangelium hören wir auch von einem Kranken. Direkt am Anfang heißt es: „… kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe.“ (Mk 1,40)
Sehr ungewöhnlich. Ein Aussätziger, der abgeschirmt von den Gesunden zu leben hat, wagt es sich jemanden zu nähern. Wer so erkrankt ist und von der Gemeinschaft mit anderen ausgeschlossen ist, für den ist die Krankheit noch schrecklicher.
Momentan erleben wir die Schwierigkeiten in dieser Corona-Pandemie. Wie schwierig ist es, isoliert zu sein, keinen sehen zu können, niemanden, der einen in den Arm nimmt, berührt… - nur, damit niemand angesteckt wird.
Aber wir Menschen sind doch geschaffen, dass wir in Beziehungen leben.
Wenn wir an die Ausgrenzung des Aussätzigen im Evangelium denken, müssten uns auch unweigerlich die Ausgegrenzten der heutigen Zeit in den Sinn kommen. Nämlich die Armen, oft auch alten Menschen, den verschiedenen Volksgruppen, die in unserem Land leben, die Migranten, Gefangene, Menschen, die auf der Flucht sind und ihre Heimat verlassen müssen, Menschen, die in unwürdigen Verhältnisse in Flüchtlingscamps untergebracht sind und all die, die durch unsere Gesellschaft an den Rand gedrängt werden. Und was machen wir? Wir versuchen Argumente zu finden, die diese Situation rechtfertigen.
Dem Aussätzigen im Evangelium ist es gelungen, aus seiner Isolation herauszukommen. Er spürte, dass er von Jesus nicht abgewiesen sondern angenommen wird. Denn Jesu Barmherzigkeit und Zuneigung waren ihm bekannt. Die Menschen spürten, dass sich mit Jesus ein neues Klima in Galiläa breit machte. Besonders die Armen, Kranken, Sünder und Aussätzigen schöpften neue Hoffnung. Sie kamen zu ihm und wollten Heil erfahren.
‚Unser‘ Aussätziger machte nicht viel Aufhebens. Er sprach Jesus direkt an und bat: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen.“ (Mk 1,40b). Der Aussätzige ist für mich einer, der Jesus den Ball zuwirft und es ihm überlässt ihn zu heilen. Nicht was ich möchte, sondern was du möchtest, soll im Vordergrund des Geschehens stehen und geschehen und darauf heilte Jesus ihn.
Wie gehen wir mit den „Aussätzigen“ der heutigen Zeit um?
Oder verschließen wir nur unsere Augen, wenn wir von Menschen am Rande unserer Gesellschaft hören oder sie sehen?
Auch heute können wir immer wieder Ausgestoßenen begegnen. Wir brauchen nur unsere Augen und Ohren zu öffnen, ihnen zu begegnen, ein Lächeln schenken, ihnen zuzuhören, sie – wenn es wieder möglich ist – zu berühren und einfach nur da zu sein.
Gottes Wille ist ganz einfach und klar. Er will keine Ausgrenzung und keine Distanz.
Jesus gebot dem Aussätzigen zu schweigen, doch er war so erfüllt von der Liebe Jesu, dass er über seine Heilung reden musste. Sein Herz war so voll, dass es überquoll.
Wir kennen doch das Sprichwort: ‚Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“
Ich wünschte mir ab und zu, dass ich Jesu Beispiel Folge leisten kann und ‚Aussätzigen’ Zeit und ein Wort des Trostes schenken kann.
Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet.
Ps 31 (30), 3–4
Denn du bist mein Fels und meine Burg;
um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.