Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis
Tagesgebet
Barmherziger Gott,
durch die Erniedrigung deines Sohnes
hast du die gefallene Menschheit
wieder aufgerichtet
und aus der Knechtschaft der Sünde befreit.
Erfülle uns mit Freude über die Erlösung
und führe uns zur ewigen Seligkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Mk 6, 1b–6)
In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger folgten ihm nach.
Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen? Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm.
Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort keine Machttat tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte dort.
Impuls unserer Pastoralreferentin Juliane Schaad
Die Tochter vom Schaad
Diese Situation, die im Evangeliumstext des heutigen Sonntags dargestellt wird, kann ich so gut nachvollziehen wie wenige Bibelstellen sonst. Aufgewachsen in einem Pfarrhaus als Tochter des örtlichen Pastoralreferenten kannten mich fast alle Menschen in dem Dorf mit 1400 Einwohnern im Westerwald. Sie kannten mich aber weniger, weil ich als eigene Persönlichkeit herausgestochen wäre, manche weil sie mich als Juliane kennengelernt hatten, den meisten war ich bekannt als „die Tochter vom Schaad“. Sie haben mitbekommen, wie meine Mutter mit mir schwanger war, vielleicht waren sie bei meiner Taufe in einem Kindergottesdienst oder bei meiner Erstkommunion dabei und mit ihren Kindern, Enkeln oder Nachbarn bin ich zur Schule gegangen. Vielleicht haben sie mich als Sternsingerin, auf der Bühne an Fastnacht, im Turnverein oder der Bücherei gesehen oder mitbekommen, wie ich am Kirchplatz Laub gerecht oder ihnen einen Pfarrbrief eingeworfen habe. In den 19 Jahren, die ich in diesem Dorf gewohnt habe, war ich zugeordnet zu meinem Vater, dem Pastoralreferenten. Er war eine feste Institution in diesem Dorf und der ganzen Pfarrei und mit ihm wir als seine Familie. Als es für mich dann vor dem Abitur um die eigene Berufswahl ging und ich dann mehr und mehr zu dem Schluss gekommen bin, dass ich eben auch Theologie studieren möchte, war das für so manchen aus meinem Heimatdorf weniger verwunderlich als für mich selbst.
Bei Jesus war das in Nazareth so ähnlich. Die Menschen dort kannten ihn als Kind, sie haben ihn auf der Straße spielen und seinem Vater in der Werkstatt helfen sehen. Sie kannten seine ganze Familie, hatten ein festes Bild von dieser und konnten sich daher nicht vorstellen, dass er etwas Besonderes, so anders sein sollte, als sie selbst. Wenn wir Menschen uns ein Bild über jemanden gebildet haben, ist das oft nur schwer änderbar. Dieses Evangelium kann uns einladen, jeden Menschen immer wieder mit neuen Augen zu sehen. Wir dürfen Menschen mit Gottes liebenden Augen und mit seinem Wohlwollen und seiner Barmherzigkeit betrachten. So können wir die Zeichen und Wunder, die Gott in dieser Welt und in unserem Leben tut, auch leichter sehen.
Als ich in den kirchlichen Dienst gegangen bin, war für mich klar, dass ich mir wünsche als Person betrachtet zu werden, unabhängig von meiner Herkunft. So ist es gut, dass zwischen dem Westerwalddorf, in dem ich aufgewachsen bin, und meinem Einsatzort einige Kilometer Strecke liegen. Meinem Vater bin ich dankbar für das, was ich von ihm lernen durfte und er soll mir Vorbild und Ansporn bleiben, wenn ich versuche Jesu Botschaft in die Welt zu tragen.
Deiner Huld, o Gott, gedenken wir in deinem heiligen Tempel.
Ps 48 (47), 10–11
Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm bis an die Enden der Erde;
deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.