Fünfzehnter Sonntag im Jahreskreis
Tagesgebet
Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft,
zu meiden, was diesem Namen widerspricht
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Mk 6, 7–13)
In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.
Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
Impuls unseres Gemeindereferenten Joachim Kahle
Liebe Gemeinde!
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Was der Dichter Matthias Claudius vor 250 Jahren beschreibt, gilt auch in heute noch. Wenn wir heute eine Reise tun – und uns das nicht gerade durch eine Pandemie unmöglich gemacht wird –, dann können wir meist schon vorher so einiges erzählen. In welchem Hotel wir absteigen werden, weil wir es bereits gebucht haben; welche Sehenswürdigkeiten es vor Ort gibt, ist uns dank Internet oder Reiseführer längst bekannt. Und über kulinarische und kulturelle Besonderheiten wissen wir natürlich auch Bescheid. Kurz gesagt: Wenn jemand eine Reise tut, dann tut er das gut vorbereitet.
Offen für Gott und die Menschen
Wie anders verläuft die „Dienstreise“ der Jünger im heutigen Evangelium! Ihr Auftraggeber, Jesus, hat nicht vor, ihnen am Zielort ein Hotel zu bezahlen – sie wissen beim Aufbruch noch überhaupt nicht, wo sie übernachten sollen. Über kulinarische Spezialitäten brauchen sie sich auch keine Gedanken machen – sie hätten sowieso kein Geld, um sie zu bezahlen. Die Jünger müssen schon froh sein, wenn sie überhaupt von irgendjemandem gnädigerweise etwas zu essen bekommen.
Aus unserer heutigen Sicht kommt uns diese Art zu reisen reichlich unbequem vor. Neben den materiellen Einschränkungen ist für uns daran vor allem eines unangenehm: Dass wir nicht wie sonst weitgehend selbst die Kontrolle darüber hätten, wie es uns ergeht. Dass wir unglaublich flexibel sein müssten. Dass wir uns immer wieder auf Neues einlassen müssten, statt in gewohnten und kontrollierten Bahnen bleiben zu können. Und, noch schlimmer: Dass wir auf andere angewiesen wären, auf fremde Menschen zugehen und sie freundlich um Hilfe bitten müssten, damit wir überhaupt zurechtkommen. Kurz gesagt: Wenn ein Jünger Jesu eine Reise tut, dann tut er das in großer Offenheit für die Pläne Gottes und für die Menschen, denen er begegnet.
Sich auf Andere einlassen
Dem Menschen von heute, also auch uns, fällt eine solche Offenheit schwer – allen gegensätzlichen Beteuerungen, wie tolerant wir doch alle sind, zum Trotz. Wenn wir auch äußerlich auf Reisen gehen, bleiben wir innerlich doch meist bei dem, was wir schon kennen und für gut befinden, was wir kontrollieren können und was in unserer Komfortzone liegt. Das betrifft nicht nur den Urlaub, sondern unsere ganze Lebensweise. Gerade in der Zeit der Pandemie haben wir festgestellt, wie sich vieles verändert: z.B. Gespräche und Beziehungen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Ansichten wurden unversöhnlich abgebrochen, Kontakte nur noch zu Gleichgesinnten gepflegt. Wenn wir die Kontrolle über die Auswahl unserer Gesprächspartner behalten, dann erspart uns das viel Unangenehmes.
Die Jünger Jesu konnten sich einen solchen Luxus nicht leisten. Sie konnten sich nicht einfach sagen: „Mit denen hier will ich nichts zu tun haben.“ Sie konnten sich nicht in ein Hotelzimmer, ins Private zurückziehen und unter sich bleiben. Sie mussten sich nicht nur äußerlich auf Reisen begeben, sondern auch innerlich – unterwegs zu den Menschen in all ihrer Verschiedenheit.
Weitergehen …
Wenn jemand eine Reise tut, dann kann es freilich auch passieren, dass er nicht aufgenommen wird – auch darauf bereitet Jesus seine Jünger vor. Wenn sie trotz der frohen Botschaft, die sie in Wort und Tat verkündeten, kein Gehör finden konnten, dann sollten sie weitergehen und den Staub von ihren Füßen schütteln, so lautet der Auftrag Jesu. Wohl gemerkt: Sie sollten weitergehen – sie sollten nicht beleidigt zu ihm zurückkehren.
Für uns heute heißt das: Wenn wir im Auftrag Jesu unterwegs sind, werden wir immer wieder in Situationen kommen, die wir nicht unter Kontrolle haben. Es wird immer wieder Menschen geben, die das ablehnen, was wir sagen. Die Lösung besteht aber dann nicht darin, dass wir uns einfach in unsere Komfortzone zurückziehen.
Der Auftrag Jesu bleibt bestehen, auch für uns: Geht weiter! Macht euch auf die Reise zu den Menschen! Und wenn jemand eine Reise tut, dann tue er es mit offenem, gesprächsbereitem Herzen.
Das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.
Ihr Joachim Kahle
Wer Lust hat, ist eingeladen sich folgendes Lied anzuhören oder mitzusingen. Sie finden das Lied im "Jungen Gotteslob" Nr. 408.
www.youtube.com/watch
Für die Kinder von St. Martinus:
Liebe Kinder!
Jesus spricht: „Ich brauche Dich. Geh zu den Menschen und hilf Ihnen dabei, dass ihr Leben gut wird. Geh nicht allein, nimm einen Freund mit. Dann hast Du alles was Du brauchst; denn Du bist nicht allein und Ihr geht in meinem Namen. Wo die Menschen Euch nicht zuhören wollen, geht einfach weiter. Wo sie aber Interesse zeigen und auf Euch hören, da bleibt. Und seid gewiss, ich bin bei Euch.“
So sprach Jesus damals zu den Aposteln, als er sie jeweils zu zweit aussandte und das sagt Jesus heute auch zu Dir.
Für euch Kinder gibt es noch ein Ausmalbild. Viel Spaß!
Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
Ps 17 (16), 15
mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich einst erwache.