Gedanken zum Hungertuch


Was ist uns heilig?
Diese Frage ist zugleich der Titel des neuen Hungertuches, das ab Aschermittwoch in unseren Kirchen zu sehen ist.
Was ist uns heilig? Der Künstler und Aktivist Emeka Udemba, geboren 1968 in Enugu/ Nigeria, lebt und arbeitet heute im Süden Deutschlands. Er lädt uns mit seinem Werk ein, gerade auch in der kommenden Fastenzeit dieser Frage nachzugehen.
In leuchtenden Farben und bunten Schnipseln erzählt das Hungertuch von der Schönheit unseres blauen Heimatplaneten, aber auch von seiner Zerstörung.
Verschiedene Schichten bilden das Gesamtkunstwerk. Die erste Schicht besteht aus Zeitungen. Täglich neu erreicht uns eine Flut von Informationen und Nachrichten, die unser Denken und Handeln beeinflussen. Können wir seriöse Infos und Fake-News noch voneinander unterscheiden?
In einem zweiten Schritt wurden die Zeitungen mit schwarzem Acryl überstrichen. Anschließend klebt der Künstler viele farbige Papierschnipsel und ausgerissene Zeitungsstücke auf. Er übermalt, überklebt– eine Collage vielfältiger Nachrichten, die uns von überall her erreichen. Auf der schwarzen Grundlage entsteht etwas ganz Neues.
Deutlich erkennen wir die Erdkugel in Türkis und Blau. Unseren „blauen Planeten“. Die Welt ist uns von Gott geschenkt. Ihre Schönheit bildet seine Liebe ab.
Auch die Erdkugel ist aus zerrissenem Papier zusammengesetzt. Sie lassen die Erde brüchig und verwundet aussehen. Eine zerrissene Welt, die vor großen Herausforderungen steht.
Um den Erdball herum ist Rot die dominante Farbe. Mit der Farbe Rot verbinden sich verschieden Assoziationen: Sie steht für Liebe, Wärme und Energie, ist aber auch immer ein Hinweis auf Gefahren und Bedrohungen.
In den warm-roten Raum greifen vier Arme. Der Form und Farbe nach gehören sie scheinbar zu Menschen unterschiedlichen Geschlechts und aus verschiedenen Kulturen. Es scheint fast, als würden sie die Erde umfangen, lassen ihr aber auch Spielraum. Ist die Kugel noch sicher gehalten oder fällt sie und verliert die Balance?
Wie bunte tröstende Pflaster überziehen bunte Papierschnipsel das gesamte Bild. „Ntupo“ (Flecken) bedeuten in der nigerianischen Igbo-Philosophie „Unvollkommenheit“. Niemand ist vollkommen, nichts ist ein für alle Mal fertig. Was braucht es um Heilung und Heil sein zu ermöglichen?
Auf einzelnen Papierstückchen lassen sich Worte und Satzteile entziffern:
Vom Anfang, nachhaltig, Tier und Mensch, Frauen Heldin Wissen, mach was mit deinem Geld.
Es sind keine fertigen Antworten, vielmehr sind es Einladungen um miteinander ins Gespräch zu kommen, weiter zu denken, weiter zu fragen…
Wie kommen wir heraus aus der Spirale der Zerstörung?
Wie kann das Leben gewinnen?
Was ist uns so wichtig, dass wir es nicht antasten? Was ist uns heilig?
Was ist DIR heilig?
Dazu möchte ich sie sehr herzlich einladen.
Ihr Joachim Kahle
Gemeindereferent
