Gedanken zum Sommeranfang
Geh aus mein Herz und suche Freud
in dieser lieben Sommerszeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärtenzier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.
(Paul Gerhardt, 1607–1676)
Am 20 Juni begann in diesem Jahr der kalendarische Sommer.
Noch immer verkörpert das Lied von Paul Gerhardt meine Vorstellung von einem idealen Sommer. Schönheit und Fülle der Schöpfung erleben zu dürfen – und die Auszeit in Ferien oder Urlaub. Was für eine Glückseligkeit!
Dabei mache ich mir klar, dass Paul Gerhardts Sommerlied wenige Jahre nach den Verwüstungen, die der Dreißigjährige Krieg angerichtet hatte, entstanden ist. Europa lag in Trümmern. Menschen, über Jahrzehnte den Schrecken des Kriegs ausgesetzt, waren traumatisiert.
Gerade darum setzt Paul Gerhardt seinen Impuls: „Geh aus, mein Herz und suche Freud.“ Weil es überlebenswichtig ist, Bilder und Eindrücke zu sammeln, die einen trösten, ermutigen und die Seele heilen. Da draußen in der Natur findest du sie!
Genau dazu fordert dieses Lied auch heute auf. Suche, was dein Herz erfreut und was deine seelischen Kräfte stärkt! Damit unter Gottes Geleit das wirklich wird, was die letzte Strophe beschreibt:
Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe;
gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe.