Sechster Sonntag in der Osterzeit
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
lass uns die österliche Zeit
in herzlicher Freude begehen
und die Auferstehung unseres Herrn preisen,
damit das Ostergeheimnis,
das wir in diesen fünfzig Tagen feiern,
unser ganzes Leben prägt und verwandelt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Lesung (Apg 10, 25–26.34–35.44–48)
Als Petrus in Cäsaréa beim Hauptmann Kornélius ankam, ging ihm dieser entgegen und warf sich ihm ehrfürchtig zu Füßen. Petrus aber richtete ihn auf und sagte:
Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch.
Da begann Petrus zu reden und sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Noch während Petrus redete, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten.
Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden
und Gott preisen. Petrus aber sagte:
Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern, die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?
Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Danach baten sie ihn, einige Tage zu bleiben.
Evangelium ( Joh 15, 9–17)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.
Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.
Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebt.
Impuls unseres Diakons Jürgen Rottloff
Liebe Schwestern und Brüder,
die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte bedeutet für mich eigentlich das Fundament der jungen Kirche. Betrachten wir genau den Lesungstext, so ist er in drei Teile gegliedert, die nicht zusammenhängend sind, wie wir das normal aus den Lesungen kennen.
Im ersten Abschnitt Apg 10, 25–26 geht es um die Begegnung von Petrus mit Nikodemus. Als Petrus in Cäsarea ankam warf Nikodemus sich ihm ehrfürchtig zu Füssen. Es ist bemerkenswert, dass diese Begegnung so eindringlich beschrieben wird. Ich frage mich, was das bedeutet. Bis zum Konzil 1963 hat man in der Kirche vor dem Papst und dem Bischof und vielerorts auch vor dem Priester einen Knicks gemacht. Außergewöhnlich die Antwort des Petrus: „Steh auf, auch ich bin nur ein Mensch“. Petrus stellt sich auf die Ebene von Nikodemus. Hier spürt man Jesu Wort, das jeder der Diener des andern sein sollte. Es ist manchmal schon verwirrend wie manche Würdenträger der Kirche sich geben und benehmen. Das Wort des Petrus, ich bin auch nur ein Mensch, zeigt uns, dass wir uns immer wieder bewusst werden, dass wir als Schwestern und Brüder einander begegnen sollten.
Das zeigt sich auch im zweiten Abschnitt des Textes Apg 10, 34–35.
Petrus wird bewusst, dass Gott nicht auf den einzelnen Menschen schaut, sondern dass er in jedem Volk ist, wer ihn fürchtet und tut, was Recht ist. Dieser Abschnitt zeigt uns auch, dass wir als Gemeinde, als Schwestern und Brüder gemeinsam die Werte Jesu vertreten und auch leben. Wir müssen uns auch als Gemeinde, als Volk dieses Gottes, fragen, wie gehen wir als Gemeinde miteinander um.
Im dritten Abschnitt der Lesung der Apg 10, 44–48 zeigt sich, dass Gott keinen Unterschied macht, wer jemand ist oder welches Ansehen er hat. Alle die berufen sind, ob Jude oder Heide, wird der Hl. Geist ausgegossen. Für Petrus ist das ein Zeichen, dass alle getauft werden sollten, wenn sie den Geist empfangen. In diesem Lesungstext sehen wir Weltkirche im Kleinen durch das Wirken des Hl. Geistes.
Wer waren die „sogenannten“ Heiden? Israel war zu dieser Zeit ein besetztes Land. Da waren Römer, Griechen, Menschen aus verschiedenen Ländern der damaligen Zeit. Durch dieses Geschehen wurden die ersten Christengemeinden geboren.
Ich bedauere manchmal, dass wir den Blick über unsere kleinen Gemeindegrenzen vergessen und die Vielfältigkeit der ganzen Weite, die uns die Kirche schenkt, nicht sehen. Es tut uns gut, dass wir uns immer wieder mit der ganzen Vielfalt unserer Pfarrei, mit der Diözese und mit der Weltkirche als Getaufte und Gefirmte auseinandersetzen.
Verkündet es jauchzend, damit man es hört!
Vgl. Jes 48, 20
Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde!
Ruft: Der Herr hat sein Volk befreit. Halleluja.