Vierter Fastensonntag
Einstimmung
In der Mitte der Fastenzeit feiern wir heute den Sonntag „Laetare“, das heißt: Freuet euch! Freude mitten in der Fastenzeit? Mitten in dieser Zeit? Das kann manchmal schwerfallen, wenn man nur noch Schwierigkeiten und Krisen im Blick hat.
Wie gut, dass alle biblischen Texte heute von einem Neuanfang sprechen:
In der ersten Lesung feiert das Volk Israel nach langer Wüstenwanderung das erste Fest in der neuen Heimat, dem Gelobten Land. In der zweiten Lesung spricht Paulus von der Neuschöpfung durch Christus, durch ihn ist der Mensch ganz neu mit Gott in Beziehung. Im Evangelium beschreibt Jesus selbst, was diese Beziehung ausmacht: Gott ist ein barmherziger Vater, der sein Kind bedingungslos liebt. Alle Texte sprechen von erfüllter Hoffnung und machen Mut. Also: Laetare – möge die Freude in uns wachsen!
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
du hast in deinem Sohn
die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt.
Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben,
damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Lk 15, 1–3.11–32)
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten:
Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.
Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte:
Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner!
Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat.
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder;
er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Impuls unseres Gemeindereferenten Joachim Kahle
Liebe Gemeinde!
In der Vorbereitung auf die Erstkommunion kommt der Geschichte vom heutigen Evangelium eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Kinder bereiten sich auf ihre Erstbeichte vor. Daher sollten auch wir genauer hinschauen.
Das heutige Evangelium nimmt uns mit in eine Situation, die wir alle kennen – in Familien, am Arbeitsplatz, in Vereinen, im gesellschaftlichen Miteinander. Es gibt Menschen, die sind sehr darauf bedacht, dass alles seine Ordnung hat, dass alle sich an die Regeln halten – und es gibt andere, die eigene Wege gehen, ihren Weg erst suchen und auch Fehler machen. Und es gibt diejenigen, die bestehende Regeln kritisch sehen. Schon sind die Konflikte da. Jesus antwortet mit Geschichten, mit Gleichnissen, in denen es um Freude geht: um die Freude, Verlorenes wiederzufinden.
Das heutige Evangelium kennen wir als das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Immer öfter aber spricht man vom barmherzigen Vater – oder auch vom Vater mit den zwei Söhnen.
Zuerst wird vom jüngeren Sohn erzählt. Er will weg vom Elternhaus, frei sein, etwas ausprobieren, etwas erleben. Dazu fordert er sein Erbteil und trennt sich damit von seiner Familie. Das war bestimmt schmerzlich für den Vater, und die ganze Familie. Der Junge geht weg, – und die Sorge ist sicher groß, ob das gut geht oder ob er ins Unglück läuft.
Viele Eltern kennen ähnliche Sorgen, wenn die Kinder Wege gehen, die sie selbst nicht gehen würden, oder wenn sie sich aus der Familie lösen.
Zur Sorge kommen noch Enttäuschung, Trennungsschmerz, Ärger, Zweifel an der gegenseitigen Liebe und vielleicht noch anderes. Der Sohn aber scheint nur seine eigenen Ideen zu sehen, Eltern und Zuhause sind ihm gerade nicht wichtig. Was Eltern befürchten, tritt ein: Der Junge scheitert; dieser hier im Gleichnis an seinem Leichtsinn.
In der Not erinnert er sich, wie es war, zu Hause, beim Vater, da wo er Heimat hatte – und er spürt, was er verloren hat: die Geborgenheit in der Gemeinschaft, mit seiner Familie, mit dem Vater, denen er Schmerz zugefügt hat. Die Erinnerung aber macht ihm Mut zum Umkehren, zum Zurückgehen – nicht um wieder etwas zu fordern, sondern um zu bitten.
Gleichzeitig hat der Vater nicht aufgegeben, auf ihn zu warten, hat ihn nicht aufgegeben. Der Sohn bleibt in seinem Herzen. Er hat wohl immer Ausschau gehalten und läuft ihm sogar entgegen. Kein Vorwurf, keine Bedingungen – sofort nimmt er den Sohn wieder als Sohn auf. Aus all seiner Not heraus kann der Sohn einen ganz neuen Anfang erleben. Die Beziehung ist wieder da – und die Freude über die Heimkehr wird gefeiert.
Für Jesus ist das die Haltung seines himmlischen Vaters. Es geht ihm nicht um Rechte, Pflichten und Gehorsam, es geht um das Herz. Der Sohn kommt zurück zum Vater – und der Vater nimmt ihn mit offenen Armen auf. Barmherzigkeit geht ihm über Gesetzesgerechtigkeit. Genauso ist Jesu Haltung zu den Menschen: Wer ehrlichen Herzens zu ihm kommt, ist aufgenommen, ohne Wenn und Aber. Das ist Heimkehr.
Der eigentliche Kern der Geschichte ist, dass es unsere Aufgabe ist, zu werden wie der Vater! Lassen Sie es uns gemeinsam versuchen.
Ihr Joachim Kahle
Freue dich, Stadt Jerusalem!
Vgl. Jes 66, 10–11
Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart.
Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung.