Vierter Sonntag in der Osterzeit
Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein Sohn ist der Kirche siegreich vorausgegangen
als der Gute Hirt.
Geleite auch die Herde,
für die er sein Leben dahingab,
aus aller Not zur ewigen Freude.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Joh 10, 11–18)
In jener Zeit sprach Jesus:
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.
Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Impuls unseres Gemeindereferenten Joachim Kahle
Jesus – der gute Hirte
Liebe Gemeinde,
liebe Kinder,
wann haben Sie- wann habt ihr Kinder schon mal einen Hirten bei der Arbeit gesehen? Leider ist das Bild des Hirten uns nicht so vertraut wie den Menschen zu der Zeit, als Jesus lebte. Damals war der Beruf des Hirten weit verbreitet und jeder wusste, was die Aufgaben eines Hirten waren: nämlich die Schafe beschützen, sie auf die Weide bringen und für Nahrung und Wasser sorgen. Ein Hirte musste seinen Tieren nahe sein und war mit ihnen ganz vertraut. Er war für seine Schafe die Leitfigur. Ihm folgten sie ganz selbstverständlich.
Genau darauf kommt es an. Diese Nähe und die Sorge für seine Tiere zeichnen den Hirten aus. Ein schönes Bild, das auch uns heute noch ansprechen kann. Unser Papst Franziskus hat einmal gesagt, „unsere Seelsorger müssen den Geruch der Schafe an sich tragen.“ Er wollte damit sagen, dass die Seelsorger*innen den Menschen ganz nahe sein müssen, so nahe, dass sie den Geruch der Schafe an sich selbst tragen. Ein hoher Anspruch, den es immer wieder neu zu verwirklichen gilt.
Aber das ist gerade in den Corona-Zeiten, in denen wir nun schon seit über einem Jahr leben müssen, gar nicht so einfach. Abstand halten gehört immer noch zu den Sicherheitsmaßnahmen. Trotzdem hoffe ich, dass wir Ihnen und euch auch auf diesem Wege ein wenig nahe sein zu können. Also ich vermisse den Kontakt zu euch Kindern und die vielen Begegnungen, die sonst meinen Arbeitstag bestimmten.
Jesus spricht im heutigen Evangelium von sich als dem guten Hirten, Vielleicht kommen uns bei diesem Bild, u.U. noch andere Jesusdarstellungen in den Sinn - ein sanfter Jesus mit einem Lamm auf den Schultern. Und vielleicht fällt dem einen oder anderen auch noch eine Urlaubserfahrung ein - z.Bsp. eine idyllische Ferienlandschaft, im Hintergrund sonnenbestrahlte Alpen, einen Hirten mit einer friedlich grasenden Schafsherde. Aber ist das wirklich ein realistisches Bild? Oder machen wir uns vielleicht eine falsche Vorstellung.
Für Jesus und seine damaligen Zuhörer war es da bestimmt einfacher. Warum werden Sie – werdet ihr vielleicht fragen. Ganz einfach: sobald die Menschen aus ihren Dörfern und Städten herausgingen, begegneten sie Herden und ihren Hirten, und Wissen um ihre Aufgaben, ihre Sorgen und Nöte - und auch die Freude ihres Berufes.
Hirte sein ist kein idyllischer Ferienjob, kein romantisches Abenteuer, sondern harte Arbeit, Anstrengung, Bereitschaftsdienst bei Tag und Nacht.
Hirte, das ist einer…
- der weiß, wo Futter, gute Weide und Wasserquellen zu finden sind, damit die Herde leben kann; ein Hirte muss klug sein, seine Sache verstehen und vorausschauern handeln.
- der die Herde zusammenhält, weil die Tiere aufeinander angewiesen sind.
- Der jedes Tier der Herde kennt und erkennt, was es braucht, und der dafür sorgt, z. B. wenn es sich verletzt hat oder verletzt worden ist; ER sagt: das Schaf kennt, erkennt seine Stimme und folgt seinem Ruf - eben weil es sich auf ihn verlassen kann!
- Der seine Herde schützt gegen reißende Wölfe, die nur ihrer Gier folgen, für die die Schafe nur fette Beute sind - und der u.U. sein Leben einsetzt für seine Herde.
- Und der - anders als ein bezahlter Lohnarbeiter - sich nicht schleunigst davonmacht, wenn es brenzlig wird.
Deshalb möchte Jesus auch für uns wie ein guter Hirte sein:
- der für unsere Nahrung sorgt - in seinem Wort und in seinen Sakramenten
- der seine Herde zusammenführt und -hält in seiner Kirche und Gemeinde
- der uns alle bei unserem Namen gerufen hat - in der Taufe - und dem am Schicksal jedes einzelnen gelegen ist
- der sich vor uns gestellt und sein Leben für uns hingegeben hat!
Ich wünsche uns allen, dass wir uns vom Bild, das Jesus als unseren Hirten beschreibt, ermutigen lassen. Auch in diesen schwierigen Zeiten ist Gott uns in Jesus nahe. Er kennt die Spannungen, die wir in unseren Familien erleben. Er weiß, wie schwierig unser Zusammenleben derzeit ist. Gott kennt auch unsere Ängste vor Ansteckung, Krankheit oder Tod. Er weiß, wie viele Menschen sich um ihre Existenz sorgen. Und genau in diese Unsicherheit sagt er uns heute:
„Ich kenne meine Schafe und die Schafe kennen mich. Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt und es in Fülle habt.“
Ich wünsche uns allen, dass wir von dieser Zusage auch in diesen Tagen leben können.
Ich wünsche uns einen guten und ermutigenden 4. Ostersonntag.
Für euch Kinder gibt es noch ein Ausmalbild. Viel Spaß!
Wer gerne den Psalm 23 singen möchte hat hier die Möglichkeit: www.youtube.com/watch
Ihr/Euer
Joachim Kahle
Die Erde ist voll von der Huld des Herrn.
Ps 33 (32), 5–6
Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen.
Halleluja.