Zweiter Sonntag in der Fastenzeit
Tagesgebet
Gott, du hast uns geboten,
auf deinen geliebten Sohn zu hören.
Nähre uns mit deinem Wort
und reinige die Augen unseres Geistes,
damit wir fähig werden,
deine Herrlichkeit zu erkennen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Mk 9, 2-10)
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus:
Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.
Geistlicher Impuls unseres Gemeindereferenten Joachim Kahle
Liebe Gemeinde!
„Ich bin dann mal weg …“, so lautete der Titel des Bestsellers von Hape Kerkeling, in dem er seine persönliche Auszeit als Pilger auf dem Jakobsweg beschreibt.
„Ich bin dann mal weg …“ Viele Menschen teilen diese Sehnsucht, wenn auch nur für kurze Zeit aus dem Alltagstrott, der Routine und hektischen Betriebsamkeit auszusteigen und etwas ganz anderes zu tun. Viele sehnen sich nach solch einer Auszeit, einer Zeit zum Innehalten, einer Zeit für sich selbst und für ihre Beziehung mit Gott. Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, sich auf Wesentliches zu besinnen auch in dieser Zeit der Corona Pandemie.
In den vergangenen Tagen ist mir ein Text geschenkt worden, der mir wichtig geworden ist. Gerne möchte ich ihn mit Ihnen teilen.
Fastenzeit ist kein Lockdown!
Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Doch dieses Jahr ist es irgendwie anders. Es scheint so, als hätte die Fastenzeit mit dem zweiten Lockdown schon vor Wochen begonnen:
Verzicht darauf, Freunde zu treffen,
Verzicht auf Kulturveranstaltungen und Lokalbesuche,
Verzicht auf Ausflüge und Fahrten,
Verzicht auf Singen im Gottesdienst!
Verzicht, Verzicht, Verzicht!
Ist die Fastenzeit in diesem Jahr nur eine weitere Verlängerung des Lockdown? Brauchen wir dieses Jahr überhaupt eine Fastenzeit, wo wir doch schon so viel fasten müssen?
Die Fastenzeit ist unsere Vorbereitungszeit auf Ostern, auf das Fest des unbändigen Lebens. Jesus Christus ist von den Toten auferweckt worden und hat für uns alle das Tor zum Leben aufgemacht. Das zu fassen, zu ergreifen, zu spüren, ist unsere Aufgabe, unsere Chance in der Fastenzeit.
Fastenzeit ist kein Lockdown, ist kein Zumachen. Ganz im Gegenteil:
Fastenzeit ist ein Aufmachen.
Fastenzeit ist ein Aufmachen der eigenen Sinne, um sensibel zu werden für dieses Geheimnis unseres Lebens und unseres Glaubens.
Nur wer sich aufmacht, der kann das erleben. Nicht oft, abermanchmal!
„Ich bin dann mal weg …“ Das könnte auch über dem heutigen Evangelium stehen. Jesus nimmt sich eine Auszeit und steigt auf einen hohen Berg. Nur drei seiner Jünger nimmt er mit, wie uns das Evangelium des Markus berichtet. Gelegentlich braucht es schon den Abstand zu den anderen, zum Alltag und den täglichen Erfordernissen. Berge sind solche Orte, die Distanz schaffen, von denen aus der Alltag in weite Ferne rückt und man dem Himmel etwas näher kommt.
Dieser Abstand schafft Freiraum, Weite und einen guten Überblick. Wer es schon einmal erfahren hat, weiß, dass so eine Auszeit eine sehr dichte und erfüllte Zeit sein kann. Aus dem „Aus-steigen“ wird oft tatsächlich ein „Auf-steigen“.
Wenn wir das Evangelium von der Verklärung Jesu einmal unter dem Gesichtspunkt einer solchen Auszeit lesen, begegnen uns konkrete Impulse, wie so eine Auszeit gelingen kann. So berichtet uns das Evangelium, dass Jesus und seinen Jüngern plötzlich Mose und Elija erscheinen. Die beiden stehen stellvertretend für die Heilige Schrift des Alten Bundes: Mose für das Gesetz und Elija für die Propheten. Von ihnen heißt es, dass sie mit Jesus redeten.
Was könnte das nun für uns heute bedeuten? Wie Jesus und seine Jünger sollten wir unsere Aufmerksamkeit in die Fastenzeit immer wieder der Heiligen Schrift schenken und hören, was sie sagt. Auch Jesus lässt sich nicht anders verstehen als im Licht der Heiligen Schrift. Seine Worte und Taten knüpfen an das an, was in den Schriften bereits grundgelegt war.
Viele Menschen, die eine Auszeit planen, wünschen sich, zur Ruhe zu kommen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass gerade das besondere Umfeld, die ungewohnte Stille, das Schweigen oder neue Erkenntnisse einen anfangs stark beunruhigen. Nicht anders ging es den Jüngern. Petrus wusste nicht, was er sagen sollte, denn er war vor Furcht ganz benommen. Letztlich ist es genau diese Beunruhigung, die Veränderungen einleiten kann.
Und doch spürt Petrus: Es ist gut, dass wir hier sind. Seine Anregung, drei Hütten zu bauen, kann als Wunsch verstanden werden, länger zu bleiben. Die anfängliche Unruhe muss ausgehalten werden, um immer klarer sehen zu können. In der Gemeinschaft mit Jesus machen die Jünger schließlich die Erfahrung, dass sich der Himmel in ihm ausspricht. Die Stimme vom Himmel ist letztlich Jesus selbst. Er ist das menschgewordene Wort Gottes; wer ihn hört, hört den Vater.
In der Auszeit auf dem Berg gewinnen die Jünger diese Gewissheit: Jesus ist der geliebte Sohn, auf ihn können wir hören. Jede Auszeit muss unweigerlich ein Ende finden. So kehren auch Jesus und die Jünger wieder in den Alltag zurück. Und doch sind sie nicht dieselben. Sie kommen als Verwandelte zurück, mit einer tiefen Erfahrung, die ihren weiteren Lebensweg prägt.
„Ich bin dann mal weg …“ – diese Fastenzeit als Chance sehen, mein Leben im Licht des Evangeliums neu zu deuten – das wünsche ich uns allen. Die Fastenzeit könnte dafür eine gute Zeit sein.
Lassen Sie uns gemeinsam in diesem Vertrauen die vor uns liegende Zeit in Angriff nehmen.
Ihr
Joachim Kahle
Für Kinder
Liebe Kinder,
es ist wie auf einem Sonntagsausflug: Jesus und seine Freunde sind auf einem Berg. Das Wetter ist schön, alles hell und strahlend. Der Alltag mit seinen Arbeiten und Aufgaben ist weit weg. Es ist ein bisschen ‚wie im Himmel’. Petrus möchte am liebsten hier bleiben: nah bei seinen besten Freunden, nah bei Jesus und nah bei Gott.
Aber unten, bei den Menschen, gibt es noch viel zu tun für Jesus und seine Freunde. Darum gehen sie zurück zu den anderen. Doch sie wissen: Jesus ist wirklich Gottes Sohn. Und so himmlisch, wie es auf dem Berg war, wird es später für alle sein.
Hier unten findet ihr ein Ausmalbild zum Sonntagesvangelium. Viel Spaß!
Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht!
Ps 27 (26), 8–9
Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir.