29. Sonntag im Jahreskreis
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du bist unser Herr und Gebieter.
Mach unseren Willen bereit,
deinen Weisungen zu folgen,
und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zweite Lesung (1 Thess 1, 1–5b)
Paulus, Silvánus und Timótheus an die Kirche der Thessalónicher,
die in Gott, dem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn, ist:
Gnade sei mit euch und Friede!
Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken;
unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater,
an das Werk eures Glaubens, an die Mühe eurer Liebe
und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung auf Jesus Christus, unseren Herrn.
Wir wissen, von Gott geliebte Brüder und Schwestern, dass ihr erwählt seid.
Denn unser Evangelium kam zu euch nicht im Wort allein,
sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist
und mit voller Gewissheit.
Evangelium (Mt 22, 15–21)
In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen
und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.
Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen
und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst
und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst,
denn du siehst nicht auf die Person.
Sag uns also: Was meinst du?
Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?
Jesus aber erkannte ihre böse Absicht
und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich?
Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt!
Da hielten sie ihm einen Denár hin.
Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
Sie antworteten ihm: Des Kaisers.
Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!
Geistlicher Impuls unseres Gemeidereferenten Joachim Kahle
Liebe Gemeinde!
Es gibt ein Land im Fernen Osten das heißt Bhutan, da steht in der Verfassung, die für das ganze Land gilt der Satz: „Das Glück des Menschen ist das Ziel des Staates.“ Reisende, die dieses Land besucht haben, berichten, es sei durchaus etwas zu spüren dort von dieser positiven Lebenseinstellung, von dieser Suche nach Glück, von dieser Wertschätzung des Guten. Liegt es daran, dass dort der Buddhismus Staatsreligion ist und dass diese Philosophie Friedfertigkeit, Geduld und Harmonie lehrt?
Vermutlich haben die Menschen dort auch ihre Sorgen, Schmerzen, Aggressionen und dunkle Seiten. Vermutlich machen die politisch Verantwortlichen in diesem Land auch nicht alles immer nur richtig. Das Paradies gibt es nirgendwo auf dieser Welt und wir Menschen können nicht immer nur gut sein. Aber dieser Artikel in der Verfassung klingt doch bestechend einfach und einleuchtend: „Das Glück des Menschen ist das Ziel des Staates.“
Schauen wir gemeinsam auf das heutige Evangelium. Ist es das, was Jesus mit seinem Grundsatz gemeint hat: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und gebt Gott, was Gott gehört!“?
Gott und Kaiser, Religion und Politik, Kirche und Staat sind im Laufe der Menschheitsgeschichte öfter mal aneinandergeraten, bisweilen sogar in massiven Konflikten bis hin zu tödlicher Bedrohung.
Jesus und seine Zeitgenossen haben diese Konflikte grausam miterlebt. Das römische Weltreich hat das kleine Israel am Rande der damaligen Welt besetzt, brutal unterdrückt und ausgebeutet. Politisch war das eine Katastrophe! Religiös noch viel mehr!
Der Glaube an jahwe, den einzigen Gott, bekam Konkurrenz durch die vielen römischen Götter und vor allem durch den Kaiser, der sich als Gott verehren ließ. Der Tempel, das heiligste Heiligtum, wurde entehrt. Auf dem römischen Geld war das Bild des Gott-Kaisers zu sehen. Damit sollten im Tempel die Steuern bezahlt werden, wo es doch vom Glauben verboten war, einen fremden Gott zu haben, oder sich ein Bild von Gott zu machen. Hier prallen Politik und Religion mit tödlicher Wucht aufeinander. Was tun?
Die Dinge sind, wie sie sind. Wir müssen uns mit den Tatsachen des Lebens auseinandersetzen, ob sie uns passen oder nicht. Auch Jesus kam um diesen Konflikt nicht herum. Soll man den Kampf wagen und bis zum tödlichen Ende durchfechten? Soll man „Klein beigeben“, seine Grundsätze verraten, sich irgendwie durchmogeln? Soll man Kompromisse suchen, Lösungen vorschlagen, seine Überzeugungen wechseln, oder sie weiterentwickeln?
Da gibt es keine Patentrezepte für alle Fälle: Was in dem einen Fall gut ist, kann im anderen Fall ein Verrat oder eine Katastrophe sein. Jedenfalls hätte der Appell Jesu an den Kaiser, er solle doch für das Glück seiner Bürger sich einsetzen, diesen nicht sonderlich beeindruckt. Andererseits wäre Jesu Aufruf zum Widerstand, zur Revolution, glatter Selbstmord geworden. Wo geht ein brauchbarer Weg durch diesen gefährlichen Konflikt?
„Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört!“ Ihm gehört dieses Geld mit seinem Bild darauf. Geld ist wichtig, aber längst nicht alles. Geld ist Macht. Der Kaiser hat Macht, fast All-Macht. Aber nur fast! Mit Geld kann man sich keine Liebe kaufen, kein ehrliches Glück und kein ewiges Leben.
Wer unheilbar krank ist und zutiefst verzweifelt, dem nützt sein Geld auch nicht mehr viel. Der Kaiser liegt eines Tages im Grab und mit ihm seine Macht, die zur Ohn-Macht für ihn wird. Kein Mensch, auch der Kaiser nicht, ist Herr über das Leben, über die Liebe, über den Sinn. Alles Menschliche ist vorläufig, zerbrechlich, vergänglich.
„Gebt Gott, was Gott gehört!“ Wer Gott ernstnimmt und die Liebe als das Wichtigste im Leben ansieht, der gewinnt eine gewisse Leichtigkeit in den Problemen und Kraft in seinen Sorgen. Alles Irdische vergeht, kein Machthaber hat ewigen Bestand, alles Geld verliert einmal seinen Wert. Was bleibt, wenn alles vergeht?
Es bleibt die Liebe, die wir in die Welt gebracht haben. Es bleibt die Hoffnung, die wir geweckt haben. Es bleibt das Glück, das wir anderen Menschen bereitet haben. Es bleibt das Gefühl, sinnvoll gelebt zu haben.
„Dafür kann ich mir auch nichts kaufen!“ Nur ein dummer Mensch redet so, denn er nimmt den Kaiser wichtiger als Gott und er traut dem Geld mehr Wert und tieferen Sinn zu als der Liebe. Das Eine tun und vor allem das Andere nicht lassen: Das ist ein kluges Leben und stimmiger Glaube. Den Kaiser, die Welt, Geld und Gut respektieren, Gott aber aus ganzem Herzen lieben: Das ist die wichtigste Wahl, der beste Weg.
Wenn das keine „Frohe Botschaft“ ist? Lassen Sie es uns gemeinsam versuchen
Ihr Gemeindereferent Joachim Kahle
Für die Kinder von St. Martinus:
Zur Lebenszeit Jesu herrscht der römische Kaiser. Er hatte das Recht, eine Kopfsteuer auf jeden Mensch seines Reiches zu erheben Das bedeutete: jeder im Land musste 1 Denar bezahlen. Das war eine Menge Geld damals: so viel, wie ein Arbeiter an einem Tag verdiente!
Die Pharisäer (strenggläubige Männer, die Gottesgebot über Menschengebot setzten) bringen Jesus in eine schwierige Situation:
• Lehnt er die Kopfsteuer ab, konnten die Herrschenden im Land, die Römer, ihn ins Gefängnis sperren
• Sprach er sich für die Steuer aus, so machte er sich beim Volk unbeliebt. Und auch verdächtig, die Herrschaft Gottes, die er predigte, nicht wirklich Ernst zu nehmen.
Was sollte er also tun?
Jesus gibt eine kluge Antwort: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“. Jesus stellt klar: es geht ihm nicht um einen politischen Umsturz. Nicht der Kaiser ist wichtig, sondern Gott. Von seiner Liebe zu den Menschen und vom Anbruch seines Gottesreiches will Jesus erzählen. Das Geld kann man dem Kaiser geben. Das Herz aber, das soll Gott gehören.
Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich.
Vgl. Ps 17 (16), 6.8
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!
Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,
birg mich im Schatten deiner Flügel.