30. Sonntag im Jahreskreis
Tagesgebet
Allmächtiger, ewiger Gott, mehre in uns den Glauben,
die Hoffnung und die Liebe.
Gib uns die Gnade,
zu lieben, was du gebietest,
damit wir erlangen, was du verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Evangelium Mt 22, 34–40
In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie am selben Ort zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn versuchen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?
Er antwortete ihm:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Geistlicher Impuls unseres Diakons Jürgen Rottloff
Liebe Schwestern und Brüder,
in unserem Leben müssen wir viele Gesetze, Gebote und Vorschriften beachten. Sei es im Straßenverkehr oder im Miteinander. Sie helfen uns, damit wir untereinander gut auskommen, bzw. dem anderen keinen Schaden zufügen.
Wer gegen sie verstößt, wird in der Regel zur Rechenschaft gezogen und erhält eine Strafe.
Die jüdischen Schriftgelehrten zählten in der Bibel 248 Gebote und 365 Verbote. Sie besaßen alle die gleiche Gültigkeit und Würde, denn sie stammten alle von Gott und wurden von Mose überliefert. Doch sie wurden zwischen schweren und leichten Geboten unterschieden. Gemessen wurde es daran, welchen Aufwand ein Gebot erforderte: einen größeren oder geringeren.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten versuchten immer wieder Jesus so weit zu bringen, dass er gegen eines der Gesetze oder Vorschriften verstößt. So hätten sie einen Grund gehabt, ihn anzuklagen und loszuwerden.
Am letzten Sonntag war es die Frage nach der Steuer. ‚Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?‘ (Mt 22, 17b).
An diesem Sonntag hören wir wieder von einer ‚Falle‘: ‚Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?‘
Jesus erkennt ihre Falschheit und antwortet mit einem Doppelgebot: die Gottesliebe und die Nächstenliebe.
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinem Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot“. „Ebenso wichtig ist das Zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22, 37-39)
Wie können wir Gott lieben?
Schauen wir auf Jesus! Er war mit dem Vater im Gespräch. Sei es, indem er Jubelrufe an den Vater richtete, den Jüngern Bittgebete lehrte, Hilfeschreie in Todesangst aussprach, das Gebet um Einheit im Abendmahlsaal und ging für uns sterbend ans Kreuz.
Wir können so handeln, wie Jesus uns das vorgemacht hat, auch wenn es uns in manchen Situationen schwer fallen wird.
Wie können wir den Nächsten lieben?
Jesus lebte immer die Liebe zum Nächsten, vor allem die Sünder und Ausgegrenzten.
Die Nächstenliebe entscheidet, ob unser Leben gelungen ist.
In Matthäus 25 stellt Jesus uns die Frage: Hast du den Bruder, die Schwester in ihrem Hunger, Durst, in dem Ausgestoßenen-Sein geliebt? Jesus setzt sich gleich mit den Kranken, Nackten, Gefängnisleuten, die Menschen OHNE Lobby. Er frägt uns: ‚Hast Du im geringsten Bruder, in der geringsten Schwester mich erkannt und mir geholfen?‘
Der Evangelist Johannes steigert das Gebot der Nächstenliebe: Er gibt uns das Neue Gebot: "Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe; daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt".
Den andern lieben: nicht mehr wie sich selbst, sondern wie Jesus uns geliebt hat. Der neue Maßstab ist Jesus. Seine Liebe gibt alles: Als Sohn Gottes wird er Mensch, lässt seine Macht los und wird einer von uns; er wäscht uns die Füße und stirbt für uns.
Das wird nicht immer leicht sein für uns Menschen. Wir sind und reagieren unterschiedlich.
Wir helfen auch nicht immer da, wo eigentlich unsere Hilfe nötig wäre. Können nicht auf andere zugehen, weil wir in uns eine Blockade spüren.
Doch gibt es in unserer Lebenswelt viele Menschen, die Gutes tun. Sie reden nicht, sie tun es. Für sie ist es einfach selbstverständlich
Das, was uns Jesus mit dem heutigen Sonntag mit auf unseren Weg gibt – die Gottesliebe und die Nächstenliebe – sie ist nicht immer leicht zu leben.
Dennoch sollten wir trotz mancher Schwierigkeiten im Umgang mit unseren Mitmenschen, unserer Enttäuschungen und Grenzen die Liebe, die uns Jesus vorlebte nicht vergessen und täglich neu beginnen füreinander da zu sein.
Freuen sollen sich alle, die den Herrn suchen.
Vgl. Ps 105 (104), 3–4
Sucht den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit.