6. Sonntag der Osterzeit
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, lass uns die österliche Zeit
in herzlicher Freude begehen
und die Auferstehung unseres Herrn preisen,
damit das Ostergeheimnis,
das wir in diesen fünfzig Tagen feiern,
unser ganzes Leben prägt und verwandelt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Joh 14, 15–21)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.
Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen:
Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Geistlicher Impuls von Pastoralreferentin Juliane Schaad - Das Abschiedsgeschenk
Wenn jemand weg geht für kürzer oder länger und er möchte, dass etwas von ihm bei denen bleibt, die er liebt, dann gibt es ein Abschiedsgeschenk. Dieses hält die Erinnerung an die abwesende Person wach. Das kann ein Erinnerungsfoto sein, ein Brief oder ein kleines Zeichen der Liebe oder Dankbarkeit. Und wenn man sich dieses Abschiedsgeschenk dann anschaut, denkt man an die Person, die gegangen ist und spürt die Verbindung, die bleibt.
Jesus wusste, dass er seine Freunde auf der Erde zurück lassen muss und hat ihnen ein Abschiedsgeschenk gemacht. Das heutige Evangelium stammt aus den Abschiedsreden Jesu, die vor der Passion Jesu in das Setting des Abendmahlssaals gestellt werden, aber aufgeschrieben sind von jemandem, der Jesus als den Auferstandenen, den Messias erkannt hat. Implizite Adressaten dieses Textes sind allgemein „Glaubende“, so auch wir heute, die ebenso wie der Autor wissen, wie es nach Jesu Tod weiter gegangen ist und was das Abschiedsgeschenk Jesu war. Das Abschiedsgeschenk Jesu war etwas, das auch uns heute bleibt: der Heilige Geist.
Weil der Heilige Geist bleibt, sind die Jünger nach Jesu Himmelfahrt keine Waisen, das heißt sie bleiben nicht „elternlos“ zurück. Das Versprechen, dass der Heilige Geist seinen Freunden in der Zeit ohne ihn "beisteht" drückt die Liebe und Verbundenheit Jesu zu ihnen aus. Er fühlt sich ihnen gegenüber verantwortlich und möchte, dass es seinen Freunden auch in Zukunft gut geht und sie Halt und Unterstützung haben. Wenn man in diesem Text zwischen den Zeilen liest, kann man erkennen wie Jesus die Einheit des dreifaltigen Gottes beschreibt und seine Verbindung zum Vater und zum Heiligen Geist, der sein Erbe ist und vom Vater gesandt wird; da schließt sich der Kreis. Der dreifaltige Gott ist von seinem Wesen her eins und er ist wesenhaft der "Immanuel" - der "Gott mit uns". Gott ist da, damit er bei uns und wir in ihm sein können. Durch das Wirken des Heiligen Geistes können wir immer wieder genau das erleben. Noch etwas, das bleibt ist Jesu Botschaft, die Liebe zu ihm und seine Gebote. Das schafft Verbindung und das hält uns am Leben.
Verkündet es jauchzend, damit man es hört!
Vgl. Jes 48, 20
Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde!
Ruft: Der Herr hat sein Volk befreit. Halleluja.