Am 3. November 2024 haben wir in Christ-König Okriftel zu einem „Abend der Erinnerung“ mit dem Thema „Die Liebe bleibt“ eingeladen. In dieser Andacht haben wir an die Menschen gedacht, die uns am Herzen liegen und die Spuren in unserem Leben hinterlassen haben. Menschen, die leider schon gestorben sind und die wir vermissen. Wir haben unseren Gefühlen -Trauer, Schmerz, Dankbarkeit, Wut und Zorn - Raum gegeben und mit berührenden Texten zum Ausdruck gebracht. Dank der musikalischen Gestaltung durch die Band Sintflut entstand in der Kirche eine zu Herzen gehende Atmosphäre.
Als gemeinsame Aktion wurde vor dem Altar eine kleine Herzform aufgestellt, in die jede/r eine kleine Rose einsteckte, als Erinnerung für die Menschen, an die wir in besonderer Weise gedacht haben. Im Hintergrund wurden Zitate vorgelesen, mit Impulsen zur Liebe, die dazu dienten in einem Moment der Stille auf sich wirken zu lassen.
In den Fürbitten und dem anschließenden „Vater unser“ legten wir alles was unvollendet war, in Gottes barmherzige Hände und dankten für alles Gute, was wir mit den Menschen erlebten, die wir so sehr vermissen. Zum Abschluss wurde der Segen gespendet und am Ausgang gab es kleine Herzen, als Erinnerung für diesen besonderen Abend.
Trauer:
Du bist tot. Tot. ( Tot.)
Kann das wahr sein? Ich höre es, aber es ist, als könnte mein Gehirn es nicht verarbeiten. Es ist wie ein Schockzustand. Mein Körper reagiert nicht mehr wie gewohnt. Ich habe keinen Einfluss darauf. Ich spüre den Schmerz über Deinen Tod in meinem ganzen Körper. Mein Brustkorb schnürt sich zusammen. Ich kann kaum atmen und es fühlt sich an, als hätte mein Herz keinen Platz mehr zu schlagen. Du bist tot. Was soll ich jetzt tun? Es kann doch nicht einfach alles so weiter gehen wie bisher? Aber wie soll es überhaupt weiter gehen ohne Dich? Ich habe keine Kraft, bin wie gelähmt. Das tägliche Leben zieht an mir vorbei und ich reagiere nur. Bin leer. Als hätte dein Tod mich ausgehöhlt. Du fehlst mir so sehr. Ich vermisse Dich. So viele Dinge kommen mir in den Sinn, die ich Dir gerne noch gesagt hätte und nun werde ich nie wieder die Gelegenheit dazu haben. Warum musste das geschehen? Und was ist mit dir Gott? Ich weiß, man sollte nicht fragen, warum du das zulässt. Und dennoch tue ich es. Und mein Schmerz schreit, wie unfair das alles ist.
Du bist tot.
Wut, Zorn:
Ein schöner Tag, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, da kommt wie aus heiterem Himmel die Nachricht; Du bist tot! Zorn kommt in mir hoch, ich könnte herausschreien: Warum musst Du so früh gehen, warum? Du hattest in Deinem und meinem Leben noch so viel vor und nun muss ich, soll ich das alles alleine ohne Dich machen. Deine Hilfe und Unterstützung wird fehlen! Nein! Ich bin starr vor Wut und Zorn, mir kommt die Galle hoch. Herrgott, Dich nimmt Gott mir einfach weg. Nein, das ist nicht fair! Warum, verdammt nochmal, lässt Gott das zu?. Ich fange an an ihm zu zweifeln? Jetzt muss ich zu schauen, wie andere glücklich und zufrieden ihr Leben genießen. Und ich stehe alleine hier im Regen. Wut und Zorn, das ist das, was in mir ist. Und immer wieder stellt sich mir die Frage: Warum Gott so viel Schmerz zu lässt?
Warum Gott hast Du es zugelassen! Warum!
Du fehlst:
Mein erste Eins in Mathe – wie sehr hätte ich Dir das gerne gezeigt, damals… als stolzer Schüler. Ein stolzer Papa wärst Du gewesen. Du fehlst in diesem Moment - ich muss meinen Stolz in meinem Herzen weitertragen und kann ihn nicht mit Dir teilen. Auch die erste Freundin, die erste große Reise, der feste Job in einem tollen Unternehmen und das erste selbst verdiente Geld. Wie zufrieden wärst Du gewesen mit mir! Natürlich gibt es da noch andere, die sich mit mir freuen und mir nette Worte sagen. Aber Worte eines Vaters gehen noch einmal viel tiefer ins Herz.
Oft frage ich mich auch, ob mein Leben anders verlaufen wäre, wenn Du da noch da wärst. Das sind Gedanken, die mich nachdenklich stimmen. Oftmals schaue ich aus dem Fenster und sehe Väter mit ihren Kindern beim Spielen und denke daran zurück, dass mir das als Kind verwehrt worden ist. Da hast Du mir gefehlt – und Du fehlst mir nach knapp 35 Jahren immer noch. Deswegen habe ich ein Kreuz mit Deinem Namen und Todestag auf meinem Schrank und davor brennt immer ein Licht … ein Licht der Erinnerung an Dich und Deine väterliche Liebe.
Dankbarkeit, Erinnerung:
Du fehlst mir. Manchmal spüre ich auch den Stich in meinem Herzen, der Schmerz bleibt, abgeschwächt, aber spürbar. Doch ich fühle auch die schönen Momente, die ich gemeinsam mit dir erleben durfte. Anfangs ist es wie ein kleiner Sonnenstrahl, der sich durch die Wolken seinen Weg ebnet. So spüre ich in meinem Herzen eine aufkommende Wärme, die begleitet wird von den Momenten der Freude. Ich finde kaum Worte dafür, wie dankbar ich bin, dass es dich in meinem Leben gab. Du warst immer zur Stelle, wenn man dich gebraucht hat und hast dabei eine wohltuende Ruhe ausgestrahlt. Deine Nähe hat mir ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit gegeben und ich wusste immer, egal was passiert, Du bist da. Auch heute noch spüre ich deine Liebe. Sie ist tief in meinem Herzen und sie wird immer bleiben. Danke, dass ich Dich lieben durfte.