Aschermittwoch
Tagesgebet
Getreuer Gott, im Vertrauen auf dich beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße. Gib uns die Kraft zu christlicher Zucht, damit wir dem Bösen absagen und mit Entschiedenheit das Gute tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Lesung aus dem Buch Joël (2, 12–18)
Spruch des Herrn: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld und es reut ihn das Unheil. Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut ihn und er lässt Segen zurück, sodass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt für den Herrn, euren Gott. Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer und die Braut ihr Gemach. Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen, die Diener des Herrn sollen sprechen: Hab Mitleid, Herr, mit deinem Volk und überlass dein Erbe nicht der Schande, damit die Völker nicht über uns spotten! Warum soll man bei den Völkern sagen: Wo ist denn ihr Gott? Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.
Evangelium (Matthäus 6, 1–6.16–18)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Impuls unserer Pastoralreferentin Juliane Schaad
„Auf was soll ich denn noch verzichten?!“ wird so manche/r in dieser Fastenzeit denken. „Ich muss doch die ganze Zeit schon auf so viel verzichten,“ könnten die Gedanken sein. Ja, wenn weder der wöchentliche Sport, noch der Kaffee mit der Freundin, der Wochenendausflug mit der Familie oder der Besuch der Chorprobe möglich ist, wollen wir uns nicht noch die letzte kleine Freude mit dem Stück Schokolade, dem abendlichen Glas Wein oder der Lieblingsfernsehsendung nehmen. Was heißt denn Fastenzeit, wenn wir uns die Texte des Aschermittwochs anschauen?
„Kehrt um zu mir?“ „Zerreißt die Herzen, nicht die Kleider!“ „Kehrt um zum Herrn, eurem Gott!“ So lesen wir im Buch Joel. Wer umkehren muss, hat sich verlaufen, verirrt, ist zu weit gegangen oder auf der falschen Spur. Die Wortspiele gefallen mir.
Weil wir Menschen sind, gibt es jeden Tag in unserem Leben Momente, wo diese Menschlichkeit durch unsere persönlichen Grenzen sichtbar wird. In vielen Fällen ist das nicht weiter tragisch und schadet weder uns noch anderen elementar, aber regelmäßig hat ein Gedanke, ein Wort, eine Tat Folgen für uns oder andere, die nicht dem Guten dienen. Okay, manchmal müssen wir umkehren, weil wir schiefgelegen haben, ja, aber wohin denn? Der Lesungstext gibt da einen konkreten Tipp: zum Herrn, unseren Gott, weil das uns Segen und Heil bringt. Können Sie das bestätigen? Dass Dinge von denen wir wissen, dass sie so sind wie sie dauerhaft zu unserem Glück, Zufriedenheit, Hoffnung und Segen führen, die Wege sind, von denen wir wissen, dass Gott möchte, dass wir sie gehen? Einer meiner Lieblingsverse aus der Bibel findet sich im Römerbrief (Römer 8,28): "Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht". Das hab ich erlebt und das ist meine Hoffnung. Und so merke ich, dass es immer wieder mir Segen bringt, wenn ich mein Leben Gott hin halte, ihn um Rat frage und gegebenenfalls die ein oder andere Stellschraube drehe. Konkret spüre ich sogar, dass wenn ich mit einer Situation unzufrieden bin und schließlich mir zugestehe, dass ich falsch gelegen habe, innerer Frieden eintritt. Das ist der erste Schritt. In der Fastenzeit sind wir eingeladen genau dies zu tun: bewusst auf die eigenen Gedanken, Worte und Werke zu schauen, zu prüfen wohin führen sie mich und u.U. dann auch die Richtung zu ändern. Die Kirche gibt uns, nicht nur mit dem Evangelium von heute, dafür Hilfsmittel. Das ist zum einen das Gebet, der Empfang der Sakramente, besonders auch des Sakramentes der Versöhnung, die Beichte, das Fasten und das Teilen von materiellen Gütern. Fasten ist ein freiwilliger Verzicht auf etwas, von dem wir ahnen, dass es uns den Blick auf den Kern unseres Lebens versperrt und uns helfen soll frei für eine Umkehr zu Gott zu sein. Was das ist, kann jede/r nur für sich selbst entscheiden. Und ja, vielleicht sind das in diesem Jahr ganz andere Dinge als sonst. Aber auch darauf lohnt sich ein Blick, in dem Wissen, dass Gott uns hilft den Weg zu ihm und mit ihm - und damit zu einem Leben im Guten und in Fülle - zu gehen. Ziel dieses Weges ist die Auferstehung - nicht nur an Ostern 2021 :-)! In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gesegnete Fastenzeit! Ihre Juliane Schaad
Fastenzeit
buchstabiert
F estgefahrenes aufspüren
A ufbruch wagen
S ichtweisen überprüfen
T ag für Tag bewusst leben
E mpfindsamkeit wertschätzen
N eubeginn wagen
Z usammengehörigkeit erleben
E rneuerung als Ziel
I nnehalten und Stille zulassen
T iefe erleben
Gaby Bessen, In: Pfarrbriefservice.de
Wer über die Weisung des Herrn nachsinnt bei Tag und Nacht,
Ps 1, 2–3
bringt seine Frucht zur rechten Zeit.