Dreiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis - Patronatsfest
Tagesgebet
Gott, du Urheber alles Guten,
du bist unser Herr.
Lass uns begreifen, dass wir frei werden,
wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,
und dass wir die vollkommene Freude finden,
wenn wir in deinem Dienst treu bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Mk 13, 24–32)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist.
Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Impuls unseres Pfarrers Andreas Klee
Martin von Tours – nichts anderes als Christus oder die Logik des Teilens
Es ist gut, einem armen, frierenden Menschen zu helfen. Diese Botschaft kennen alle Kinder, die singend am Martinstag, dem 11. November, mit ihrer Kindergarten-Gruppe, ihren Eltern oder ihren Schulkameraden durch die Straßen ziehen. Dabei begleitet sie oft ein Darsteller des Heiligen Martin auf einem Pferd.
Vom Menschen, der hinter diesen Umzügen steckt, sind wir gut unterrichtet. Es ist Martin von Tours, der um 316 als Sohn heidnischer Eltern in Pannonien, im heutigen Ungarn, geboren wurde und dann vom Vater für die Militärlaufbahn bestimmt wurde.
Von seinem Biografen Sulpicius Severus, der Martin gut kannte, ist die berühmte Geschichte überliefert, an die das Martinsfest erinnert. Danach war der junge, noch ungetaufte Soldat Martin an einem kalten Wintertag gerade dabei, durch das Stadttor der nordfranzösischen Stadt Amiens zu reiten. Dort entdeckte er einen halbnackten, frierenden Bettler, der ihn um Almosen bat. Münzen hatte Martin keine, nur die Kleider, die er selbst trug. Kurz entschlossen griff er zu seinem Schwert und schnitt einen Reitermantel in zwei Teile: Den einen Teil gab er dem Bettler, den anderen behielt er selbst. In der darauffolgenden Nacht soll ihm Jesus erschienen sein und ihm für seine gute Tat gedankt haben. Dieser Traum erinnert an Jesu Worte, die der Evangelist Matthäus festgehalten hat: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Diese Botschaft nahmen sich im Mittelalter am Martinstag nicht nur die Kinder zu Herzen: Erwachsene Wohlhabende und Adlige teilten dann Geschenke an Bedürftige aus.
Später schloss sich Martin dem Bischof Hilarius von Poitiers an, der ihn im Jahr 351 taufte. Er empfing die Priesterweihe und gründete das erste Kloster Galliens. Zum Bischof von Tours wurde er im Jahr 371 in einem Volksentscheid gewählt und empfing am 4. Juli schließlich die Bischofsweihe. Am rechten Ufer der Loire gründete er das Kloster Marmoutier bei Tours und sammelte dort rund 80 Mönche um sich, gemeinsam engagierten sie sich für die Mission des Gebietes. Am 8. November 397 starb Martin in Candes. Er wurde am 11. November in Tours beigesetzt. Dieser Tag wurde gleichzeitig sein Gedenktag im Heiligenkalender.
Doch die Lebensgeschichte Martins erklärt noch nicht, weshalb die Kleinen mit liebevoll gebastelten Laternen den November-Abend erleuchten. Eine Anregung zu diesem Brauch gab vermutlich ein Bibelabschnitt, der traditionell an diesem Tag in der Kirche gelesen wurde. Hier ging es vor allem um einen Vers aus dem Lukasevangelium (12,35): „Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.“ In dem Abschnitt geht es darum, wie Menschen sich auf das künftige Kommen Christi vorbereiten sollen. In Zusammenhang mit der Geschichte des St. Martin motiviert diese Bibelstelle, gute Taten nicht zu verstecken, sondern auch nach außen leuchten lassen. Es ist auch oberliefert, dass Martin Luther noch im Jahr 1519 am Martinstag über diese Bibelstelle predigte.
Papst Benedikt XVI. fasste die Bedeutung des Hl. Martin in einer Ansprache wie folgt zusammen:
„Liebe Brüder und Schwestern, die Geste der Nächstenliebe des hl. Martin folgt derselben Logik, die Jesus dazu drängte, das Brot für die hungernde Menge zu vermehren, vor allem aber sich selbst der Menschheit in der Eucharistie als Speise zu hinterlassen, höchstes Zeichen der Liebe Gottes, »Sacramentum caritatis«. Es ist dies die Logik des Teilens, in der auf authentische Weise die Liebe zum Nächsten zum Ausdruck kommt. Der hl. Martin helfe uns zu verstehen, dass es nur durch gemeinsames Teilen möglich ist, auf die große Herausforderung unserer Zeit zu antworten: eine Welt des Friedens und der Gerechtigkeit zu errichten, in der ein jeder Mensch mit Würde leben kann. Dies kann geschehen, wenn ein weltweites Modell echter Solidarität vorherrscht, das in der Lage ist, allen Bewohnern des Planeten Nahrung, Wasser, notwendige medizinische Versorgung, aber auch Arbeit und Energieressourcen sowie kulturelle Güter, wissenschaftliches und technologisches Wissen sicherzustellen.“
So ist und bleibt er für viele Menschen Vorbild und Ansporn – auch für unsere Pfarrgemeinde, die wir seinen Namen tragen.
So spricht der Herr:
Vgl. Jer 29, 11.12.14
Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils.
Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören
und euch aus der Gefangenschaft von allen Orten zusammenführen.