Tagesgebet
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt
dem Tod überliefert.
Lass uns in seiner Liebe bleiben
und mit deiner Gnade aus ihr leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Evangelium (Jh 8, 1-11)
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm.Er setzte sich und lehrte es.
Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau,die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte
und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen.
Was sagst du?
Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen.
Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist,
werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
Als sie das gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten.
Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand.
Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?
Sie antwortete: Keiner, Herr.
Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht.
Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Impuls unseres Wortgottesdienstleiters Rainer Rauschenbach
Es ist interessant zu sehen, wie Jesus mit der Situation umgeht, als ihm eine Frau vorgeführt wird, die gesündigt hat. Der Anfang ist sehr dramatisch. Jesus, der sich gerade hingesetzt hat, um zu lehren, wird unterbrochen. Wie selbstverständlich kommen die Schriftgelehrten und Pharisäer zu ihm, um ihm die „Sünderin“ zu präsentieren. Die Frau soll einen Ehebruch begannen haben. Doch wie selbstverständlich haben sie nur die Frau mitgebracht und in die Mitte gestellt, obwohl hier auch noch ein Mann beteiligt war. Das war scheinbar für die Gelehrten in Ordnung und hat aber einen faden Beisgeschmack. Darauf wird aber in dieser Bibelstelle nicht weiter eingegangen.
Die Frau steht in die Mitte und wird damit praktisch allen zur Schau gestellt, nach dem Motto, seht mal, diese Sünderin. Die Pharisäer und Schriftgelehrten nehmen sich das Recht heraus diese Frau bloßzustellen und fordern eine Strafe. Jesus reagiert im ersten Moment gar nicht auf ihr Drängen, sondern nahm es nur zur Kenntnis und schrieb mit seinen Fingern auf der Erde. Er lässt sich im ersten Moment nicht aus der Ruhe bringen und gibt den Beteiligten dadurch nochmal die Zeit, darüber nachzudenken, was sie gerade machen. Doch die Pharisäer bleiben hartnäckig und drängten ihn mit weiteren Fragen. Dann geschieht etwas, was diese Bibelstelle so einzigartig und besonders macht. Jesus richtet sich auf und hält den Menschen, die ihn gerade bedrängen und eine Frau verurteilen wollen, den Spiegel vor das Gesicht und sagt zu ihnen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“ Eigentlich eine gewagte Sache, denn wer garantiert mir, dass nicht doch jemand so von sich so überzeugt ist, dass er am Ende einen Stein nimmt und auf die Frau wirft. Doch Jesus vertraut den Menschen die zu ihm gekommen sind, dass sie tief im inneren ein Gewissen haben und erkennen, dass der Mensch nicht immer alles richtig macht und das er eben auch sündigt. Das ist nicht schön, kommt aber nun mal vor. Es geschieht aber noch etwas anderes. Durch seine Aussage richtet Jesus den Blick von der Frau auf jeden einzelnen, der die Strafe der Frau gefordert hat. Jeder soll bei sich selbst anfangen und prüfen. Wie sieht es bei mir aus ? Habe ich gesündigt ? Habe ich durch mein Verhalten anderen Menschen Schaden zu gefügt ? Habe ich meine Möglichkeiten Gutes zu tun vor lauter Trägheit einfach komplett sein gelassen ? Die Antworten werden dabei sicherlich nicht immer so sein, dass man das toll findet. Doch so ist es nun mal im Leben, wir sind nicht perfekt und müssen es auch nicht sein ! Gott liebt uns, so wie wir sind. Unsere Sünden findet er nicht toll, aber er hält uns immer die Hand der Versöhnung entgegen. Im Evangelium hat die Reaktion von Jesus jedenfalls dazu geführt, dass die Menschen, die eben noch die Frau steinigen wollten, inne gehalten haben und scheinbar jeder für sich erkannt hat, dass sie die Frage von Jesus mit einem „Ja, ich habe schon mal gesündigt“ beantwortet haben. Anfangs waren sie noch hartnäckig und laut, nun wurde es auf einmal Still und die „Kläger“ gehen fort. Als alle gegangen waren, bleiben die Frau und Jesus zurück. Nun wendet sich Jesus zu der Frau und richtet sich auf (auch hier wieder schön zu sehen,dass sich Jesus auf Augenhöhe mit den Menschen, die er anspricht, unterhalten möchte). Es hat sie keiner verurteilt und auch Jesus will sie nicht verurteilen. Er befreit sie praktisch von dieser Situation und sagt zu ihr, dass sie gehen kann. Doch er gibt ihr auch mit auf den Weg, dass sie von nun an nicht mehr sündigen soll. Das ist auch ein wichtiger Moment. Es zeigt uns, Jesus möchte vergeben und verzeihen. Er möchte nicht verurteilen, sondern versöhnen. Er sagt aber auch sehr klar, wenn du sündigst, finde ich das nicht gut, daher bitte ich dich, höre auf zu sündigen.
Jesus hat uns in dieser Situation ein Beispiel gegeben, wie er damit umgeht, wenn Menschen sündigen. Auf der einen Seite hat er den Menschen, die einen „Sünder“ bestrafen wollen, mit deutlichen Worten einen Spiegel vor das Gesicht gehalten und damit bewirkt, dass sie über ihr eigenes Verhalten nachdenken. Danach zeigt er dem „sündigen“ Menschen seine Versöhnungsbereitschaft und sagt aber auch deutlich, dass es nicht in Ordnung war. Beides geschieht so, dass es als angemessen empfunden werden kann. Es gibt keine Vorhaltungen oder „Moralpredigt“ wie schlimm es war, sondern Jesus bleibt ruhig und sachlich. Er spricht an, was nicht in Ordnung ist und danach geht es weiter, ohne zu verurteilen, verbunden mit dem Wunsch und der der Hoffnung, dass es künftig besser läuft.
Gebet
Herr Jesus Christus, möge dein Geist der Versöhnung stets in uns bewirken, dass wir inne halten, wenn uns danach ist einen anderen Menschen zu verurteilen. Dieser Geist möge uns dabei helfen, dass wir stets die Hand der Versöhnung reichen können, um die Taten der Sünde zu überwinden. Darum bitten wir dich, durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Impuls für Kinder
Liebe Kinder,
heute haben wir eine Geschichte von Jesus gehört, in der eine Gruppe von Menschen – die Schriftgelehrten und Pharisäer - das waren Leute, die sich mit dem was in der Bibel und dem Gesetz steht gut auskennen - eine Frau zu ihm brachten, die gesündigt hatte. Sie haben sie in die Mitte gestellt, so dass sie die Blicke alle Menschen ertragen musste. Das hat sich für die Frau bestimmt nicht toll angefühlt. Sie hat sich bestimmt geschämt und ihr war es unangenehm. Mir geht es jedenfalls so, wenn ich Mist gebaut habe und alle schauen auf mich. Da merke ich in mir ein Gefühl von Scham und Unwohlsein. Ich hätte mich auch bestimmt über die Menschen geärgert, die mich bloßgestellt haben. Doch zur Wahrheit gehört halt auch dazu, ich habe Mist gebaut und durch mein Verhalten, andere Menschen verletzt. Da ist es auch wichtig dafür gerade zu stehen und das zu bekennen, dass ich einen Fehler gemacht habe und auf die Menschen zuzugehen und um Verzeihung zu bitten.
So wie Jesus reagiert hat, fand ich das echt cool. Er hat den Menschen, die die Frau bloßgestellt haben den Spiegel vor das Gesicht gehalten und dazu gebracht, über ihr eigenes Verhalten nachzudenken. Das finde ich in dem Fall eine gute Reaktion. Es ist leicht auf andere Menschen zu zeigen, doch es ist wichtig auch bei sich zu schauen und das eigene Verhalten zu beobachten. Da fängt es an und daran hat Jesus sie erinnert. Die Frau wird sich bestimmt auch nicht rühmen wegen ihrer Tat. Das wird ihr sicherlich klar sein. Deswegen hat Jesus ihr auch keinen Vortrag gehalten, wie schlimm das alles war. Seine Reaktion finde ich sehr angenehm. Ich möchte es auch nicht, bei einem Fehler vor allen Bloßgestellt zu werden und einen Vortrag zu bekommen, wie schlimm mein Verhalten war. Deswegen finde ich die Reaktion von Jesus toll, er schimpft nicht mit ihr und zeigt mit seiner Reaktion, dass er sie lieb hat. Er sagt ihr aber auch sehr ruhig und sachlich, ab jetzt mache es bitte besser. Das finde ich ihn Ordnung und einen fairen Deal.
Hier darfst du gerne das Bild ausmalen, das von der heutigen Geschichte handelt. Viel Spaß dabei !
Dein Rainer
