Texte zum 32. Sonntag im Jahreskreis
Tagesgebet
Allmächtiger und barmherziger Gott,
wir sind dein Eigentum und du hast uns in die Hand geschrieben.
Halte von uns fern, was uns gefährdet, und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt,
damit wir freien Herzens deinen Willen tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen
Evangelium (Mt 25, 1-13)
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.
Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus!
Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch! Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.
Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf!
Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Geistlicher Impuls von Joachim Kahle
Liebe Gemeinde!
Mal Hand auf’s Herz: ist das Fest des heiligen Martin heute vor allem Anlass für ein harmloses Laternenspektakel mit Kindern oder hat die Gestalt des Heiligen eineBedeutung für uns und unseren Alltag?
1. Martins legendär gewordene Begegnung am Stadttor von Amiens im Jahre 334: als er an einem kalten Wintertag sein Pferd anhält, um den Offiziersmantel mit dem Schwert zu durchtrennen und mit der einen Hälfte einen frierenden Bettler zu bedecken. - Der spontan gefasste und konsequent ausgeführte Entschluss zum Teilen markiert im Leben Martins auch den endgültigen Schritt zur Taufe.
2. Und zwei Jahre später zog dieser Schritt einen weiteren Schritt nach sich: Germanische Heere hatten den Rhein überschritten, so dass der römische Kaiser sein Heer bei Worms sammeln und die üblichen Geldgeschenke an die Offiziere verteilen ließ. Sulpicius Severus, der die Lebensgeschichte Martins festgehalten hat, berichtet, wie der junge Offizier bei dieser Gelegenheit vortrat und an den Kaiser gerichtet sprach: „Bis heute war ich dein Soldat. Lass mich künftig Soldat Gottes sein. Dein Geschenk mag bekommen, wer in die Schlacht ziehen will. Mir ist es als Soldat Christi nicht erlaubt zu kämpfen.“
3. „Ja“-sagen zum Leben und dessen Schutzbedürftigkeit, „Nein“ zur Gewalt, zu falschen Autoritäten und ungerechtfertigten Ansprüchen - Teilen und Verweigern.
Blickt man auf das weitere Leben des Heiligen Martin, so scheint es, als ob alle Schritte durch die beiden genannten Ereignisse charakterisiert wären: Immer bleibt dieser Mann den einfachen Menschen, den Schwachen und Armen, nahe und kompromisslos weist er alle Versuche zurück, anderen Interessen dienstbar zu sein als denen des Reiches Gottes.
4. Das richtige Leben im falschen zu finden, der „täglichen Normalzerstörung“ wie es die Theologin Dorothee Sölle einmal formuliert hat, eine Absage zu erteilen, das ist heute vielleicht schwieriger denn je. Was richtig oder falsch, was gut oder schlecht ist - die Entscheidung darüber weist unsere Gesellschaft fast ganz und gar dem/der einzelnen zu. Häufig ohne ihm oder ihr genug Raum und Luft zu geben, um sich hinreichend informieren und orientieren zu können. Am Menschen hat Martin sich orientiert, am Schwachen, am Frierenden. Und in ihm hat er Christus gefunden. Wo wäre Christus heute zu finden, in welcher Begegnung, in welchem Leben, in welcher Entscheidung, in welchem ‘Ja’, in welchem ‘Nein’?
Wie Martin aufwächst
Vor vielen Jahrhunderten wurde in Sabaria, einem Ort im heutigen Ungarn, ein Kind geboren, dessen Name noch heute den meisten Kindern bei uns gut bekannt ist. Es war der heilige Martin. Sein Vater war ein römischer Krieger, ein Offizier, der auf seinen Dienst für das römische Reich sehr stolz war. Seinen neugeborenen Sohn nannte er nach dem römischen Kriegsgott Mars: Martinus - das heißt kleiner Kriegsgott. Von Jesus hatten Martins Eltern damals in Ungarn nicht viel gehört und so gehörten sie noch nicht zu den Christen. Martin wurde größer und wissbegieriger. Viel streifte er in der Stadt umher. So lernte er eines Tages Menschen kennen, die ihm von Jesus und Gott erzählten. Martin gefiel, was diese Menschen über Jesus erzählten und wie sie miteinander lebten. Bald wollte auch er gerne zu den Christen gehören.
Damals war es noch so, dass man nicht als kleines Kind getauft wurde. Erst nach einiger Zeit der Vorbereitung und des Lernens konnten die Menschen, als Erwachsene, getauft werden. Martin bewarb sich um die Taufe. Mittlerweile war Martin alt genug, um einen Beruf zu ergreifen. Da bestimmte sein Vater, dass er Soldat werden sollte: ein Reiter in der kaiserlichen Garde. Ein prächtiges Pferd und ein weiter roter Mantel gehörten zu seiner Ausrüstung. Auch ein Diener stand ihm zur Verfügung. Doch im Gegensatz zu seinen Offizierskollegen behandelte Martin seinen Diener wie einen Freund, wie einen Bruder. Denn gut hatte er im Ohr, was die Christen von Jesus berichteten: Ein jeder möge den anderen lieben wie sich selbst.
Vor der Stadt Amiens
In diese Zeit nun fällt die Geschichte, die Martin noch heute bekannt macht: Mit seinem Heer war er nach Frankreich verlegt worden. Beim Einritt in die Stadt Amiens sieht Martin einen Bettler am Stadttor. „Bitte, eine milde Gabe“, ruft der Bettler. Aber Soldat um Soldat reitet durch das Tor. „Nur nicht zu spät kommen“, denken sie. Oder: „was geht ́s mich an“. Oder: „bei dem hol‘ ich mir noch eine Krankheit“. Doch dann kommt Martin. „Bitte, eine milde Gabe, mich friert so sehr“, ruft der Bettler wieder. Und Martin hält sein Pferd an. Er überlegt nicht lange. Er denkt an seinen weiten roten Offiziersmantel. Eigentlich ist es ja eine warme wollene Decke, in die Soldaten sich bei Bedarf einhüllen. Diese Decke kann für zwei reichen. Schnell teilt er den weiten Mantel in zwei Teile. Den einen Teil behält er für sich, den anderen reicht er mit einem freundlichen Wort dem frierenden Mann am Straßenrand. Doch was geschah dann in der Nacht? Als Martin schlief, sah er im Traum, so erzählt die Legende, dass Jesus vor ihm stand. Er war eingehüllt in Martins roten Mantel und sprach: „Martin, der erst auf dem Weg zur Taufe ist, hat verstanden: Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Im Wald
Nach diesem Erlebnis wollte Martin nicht länger Soldat bleiben. Er verlässt die Armee und geht nach Poitiers, um beim dortigen Bischof Hilarius mehr über den Glauben zu erfahren. Schließlich wünscht sich Martin ein einfaches und gottgefälliges Leben.
In einem Wald in der Nähe von Poitiers baut er sich eine Hütte. Seine Güte und Freundlichkeit haben sich bald herumgesprochen. Und so kommen die Menschen, um ihn um Rat zu bitten. Einige junge Männer bleiben und wollen Martins einfaches Leben teilen.
In der Bischofsstadt Tours
Wohl 11 Jahre lebt Martin mit seinen Freunden in den einfachen Hütten im Wald. In den Städten aber sind die Menschen auf ihn aufmerksam geworden. Und als nun in der Stadt Tours der Bischof stirbt, da wünschen sie sich den Martin aus dem Wald zum Bischof. Sie glauben und hoffen, dass Martin gut für sie und die Stadt sorgen wird.
Ein paar Freunde haben von den Bischofsplänen in der Stadt gehört. Sie eilen zu Martin und erzählen ihm, was für eine große Aufgabe da auf ihn zukommt. Martin, der das stille Leben im Wald gewohnt ist, bekommt einen Schreck. Er weiß nicht, ob er ein guter Bischof sein könnte. Er hat vielleicht auch Angst vor dem Leben als Bischof. Noch mehr als bisher wird er unter Menschen sein müssen, ihnen helfen, für sie sorgen.
Als die Menschen kommen, um ihn in die Bischofsstadt zu bringen, schleicht er sich davon und versteckt sich im Gänsestall. Hier werden sie ihn sicher nicht suchen, denkt er. Aber die Gänse verraten Martin mit ihrem lauten Gegacker. Er wird entdeckt. Und nun fügt er sich in sein Schicksal. Er wird zum Bischof von Tours geweiht. Eines aber wünscht er sich: Er will nicht in das Bischofshaus der Stadt ziehen, sondern möchte mit seinen Freunden in den einfachen Holzhütten wohnen bleiben.
Martin wird ein guter und fürsorgender Bischof für seine Stadt. Über dreißig Jahre lang wacht er über die Geschicke der Menschen in seinem Bistum. Nach seinem Tod wird Bischof Martin am 11. November 397 in Tours begraben. Sein Grab ist dort noch heute zu sehen. Sein Fest aber feiern wir mit Laternenumzügen, die daran erinnern, dass ein guter Mensch viel Licht und Freude in die Welt bringen kann.
Hier finden Sie alle Informationen dazu, wie wir in diesem Jahr St. Martin in den einzelnen Kirchorten feiern können:
st-martinus-hattersheim.bistumlimburg.de/beitrag/st-martin-dieses-jahr-mit-strahlenden-lichtern/
Herr, lass mein Gebet zu dir dringen,
Ps 88 (87), 3
wende dein Ohr meinem Flehen zu.