Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr,
als wir verdienen,
und Größeres, als wir erbitten.
Nimm weg, was unser Gewissen belastet,
und schenke uns jenen Frieden,
den nur deine Barmherzigkeit geben kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Mt 14,13-21)
Als Jesus das hörte, zog er sich allein von dort mit dem Boot in eine einsame Gegend zurück. Aber die Volksscharen hörten davon und folgten ihm zu Fuß aus den Städten nach. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen und heilte ihre Kranken. Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät geworden. Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen! Jesus aber antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier. Er antwortete: Bringt sie mir her! Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten und alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übrig gebliebenen Brotstücke ein, zwölf Körbe voll. Es waren etwa fünftausend Männer, die gegessen hatten, dazu noch Frauen und Kinder.

Impuls unseres Diakons Jürgen Rottloff
Liebe Schwestern und Brüder,
am Sonntag werden in den Kirchen wie jedes Jahr Erntedankgottesdienste gefeiert.
Unsere Tradition des Erntedankfestes geht auf das Laubhüttenfest der Israeliten zurück, das sieben Tage lang im Herbst zur Getreideernte gefeiert wird. Bereits in den mittelalterlichen Kirchen kennt man Erntedankgottesdienste mit Segnungen der Früchte. Auch in der Reformationszeit gab es in den evangelischen Kirche Danksagungsgottesdienst für die eingebrachte Ernte.
Zum Beispiel: Wer Brot backen will, muss Mehl haben. Wer Mehl braucht, muss Korn haben. Wer Korn braucht, muss einen Acker haben. An dem Beispiel sehen wir, was es braucht um nur ein frisches Brot zu kaufen. Wird die Kette nur einmal unterbrochen, so fehlt eventuell mein Lieblingsbrot im Regal. Bauer und Genossenschaft, Müller, Händler und Bäcker braucht es für die Herstellung eines frischen Brotes.
Die landwirtschaftliche Produktion nimmt einen immer kleineren Teil in der Wirtschaft unseres Landes ein. So verändert sich auch unser Verhältnis zu Erntedank. Dabei ist der Dank auch heute nicht weniger wichtig und aktuell als in früheren Zeiten.
Wenn wir heute von Erntedank sprechen und es auch feiern, was bedeutet es für uns?
Erntedank heißt: Dank sagen für die Ernte, für das, was auf dem Feld und im Garten gewachsen ist. Doch das Fest „Erntedank“ gerät in den städtischen Gebieten immer mehr in Vergessenheit. Menschen gehen oft gedankenlos in den Einkaufsladen und kaufen dort, was sie auf dem Tisch benötigen. Man macht sich darüber kaum Gedanken, welche Mühen und Sorgen es bereitet, Obst und Gemüse, Getreide und Trauben und alles, was wir anbauen, zu pflegen. Es wird alles selbstverständlich, denn morgen sind die Regale wieder reichlich gefüllt.
In den ländlichen Gebieten wird das Fest Erntedank meistens noch groß gefeiert. Die ganze Dorfgemeinschaft kommt zusammen zum Gottesdienst oder auch zu den Prozessionen, die vielerorts noch stattfinden. Dabei werden Erntealtäre aufgebaut, und es wird Gott im Gebet dafür gedankt, dass er seine Güte auf uns gießt und uns mit den Früchten der Erde reich beschenkt.
Es ist gut, dass wir dankbar sind, dankbar für die guten Gaben, die Gott uns auch in diesem Jahr geschenkt hat, dankbar aber auch für die Früchte des eigenen Lebens, auf die wir an so einem Tag zurückblicken sollen.
Wir wissen selber, dass die menschliche Mühe allein oft nicht zum Erfolg führt und keine Frucht bringt. Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass wir auch Verantwortung für die Schöpfung tragen, die Gott uns anvertraut hat.
Was gerade an einem solchen Tag nicht fehlen darf, ist der Segen Gottes. Gottes Segen ist die Grundlage und die Voraussetzung für eine reichliche Ernte.
Liebe Schwestern und Brüder,
ich wünsche Ihnen von Herzen zum Erntedankfest einen reich gedeckten Tisch und Gottes Segen.
Deiner Macht ist das All unterworfen, Herr,
Est 13, 9.10–11
und niemand kann sich dir widersetzen;
denn du hast Himmel und Erde gemacht
und alles, was wir unter dem Himmel bestaunen.
Du bist der Herr über alles.
